75 Jahre Bestatterverband NRW

Jubiläen sind immer ein Anlass, zurückzublicken. Fünfundsiebzig Jahre Bestatterverband NRW sind Jahrzehnte intensiver Arbeit, geleistet von Menschen, die dem Bestattungsgewerbe neue Impulse gaben und dabei nicht die Tradition vergaßen.

Nachfolgend finden Sie unseren Weg von 1947 bis heute. Den Mitstreitern in der Vergangenheit bietet sie Anlaß zu schmunzelnder Erinnerung, den Mitstreitern in der Zukunft Ermutigung und Anregung, sich aktiv einzubringen.

Unsere Bestattungskultur ist einem fundamentalen Wandel unterworfen. Um so mehr ist der Bestatter dabei ein zentraler Akteur in diesem Prozess geworden.

Aber auch ein Berater im Bereich der Bestattungskultur, denn er füllt in immer stärkerem Maße die Lücke, die der Rückzug der Kirchen in diesem Bereich hinterlassen hat.

Der Bestatter ist nicht nur der erste Ansprechpartner im Trauerfall, sondern vielfach auch Trauerbegleiter und Seelsorger geworden.

Viele Familienbetriebe, die jahrzehntelang eher im Verborgenen ihrer Aufgabe nachgingen, sind heute moderne Dienstleistungsunternehmen geworden, die sich durch Qualität, Qualifikation und vor allem durch Empathie ihren manchmal schweren Aufgaben stellen.

Der Bestatter ist eine zentrale Instanz, die diesen Wandlungsprozess in umfassender Weise begleitet, behutsam moderiert und mitgestaltet. Auf der einen Seite stehen Entsorgungsmentalität, anonyme Gräber, Friedhofsflucht (Seebestattung, Waldbestattung) und sogar verstärkt der Wunsch nach einer nach heutigem Stand nicht gesetzeskonformen „Nicht-Bestattung“ (Urne auf dem Kaminsims, Diamantbestattungen).

Dem steht auf der anderen Seite der starke Trend zu einer immer individuelleren Bestattung gegenüber, der alle Bereiche betrifft: Trauerfeier, Abschiedsriten, Sarg, Dekoration, Trauerpost und alle Formen des Gedenkens. Zudem haben viele Hinterbliebene heute den Wunsch, stärker als bisher in alle Entscheidungsprozesse eingebunden zu werden. Der Bestatter, der Handwerker mit hohem bestattungskulturellem Bewusstsein ist, lenkt und gestaltet, vermittelt und moderiert in diesem Prozess. Als Bewahrer höchster Standards im Bereich der Bestattungskultur sieht er sich sowohl individuellen Wünschen als auch einer Trauerkultur verpflichtet, die öffentlich ist und zu der der Friedhof als zentrales Kulturgut in der Mitte unseres Gemeinwesens gehört.

Der Bestatter ist Garant sowohl für die interkulturelle Vielfalt in Deutschland als auch für identitätsstiftende regionale oder nationale Eigenheiten, die sich im Zusammenklang der europäischen Bestattungskulturen abbilden.

Heute können wir im mitgliederstärksten Landesverband zeigen, daß wir selbstbewußt, modern und aufgeschlossen sind. Unser solides Fundament aus Erfahrung und Tradition hilft uns, Neuem positiv zu begegnen und bewahrt uns davor, jedem Trend kritiklos hinterher zu laufen.

Zum Abschluss ein Blick nach vorn:

Die Vergangenheit hat gezeigt, dass aus Chaos und Unsicherheit immer auch wieder Schönes und Gutes gewachsen ist. 

Ein Verband ist immer nur so gut, wie die Menschen, die sich für ihn einsetzen.

In diesem Jubiläums-Jahr 2022 standen in unserem Landesverband die turnusgemäßen Wahlen im Kalender, und es hat in den meisten Stadt- und Kreisverbänden einen Generationswechsel im Ehrenamt gegeben.

Die Dia-Show etwas weiter unten auf dieser Seite zeigt daher neben einigen historischen Bildern auch die neuen Vorstände in unseren Stadt- und Kreisverbänden, die unser gemeinsames Ziel auch für die Zukunft formen und bestimmen werden.

Ich bin stolz, dass sich auch heute junge Menschen für die Verbandsarbeit begeistern und sich den Herausforderungen der kommenden Jahre stellen werden.

Wir stehen als Bestatter nicht mehr am Rande der Gesellschaft, sondern wir sind mittlerweile als Beruf und Handwerk anerkannt und gesellschaftlich voll integriert.

Und dazu haben Sie alle ganz wesentlich beigetragen! Ganz herzlichen Dank dafür.

Mit allen guten Wünschen, 

Ihr

Andreas Niehaus, Vorsitzender des Bestatterverbandes Nordrhein-Westfalen e.V.

Am 18.06.1947 hat das Wirtschaftsministerium Nordrhein-Westfalen (damals noch ohne das Landeswappen, welches erst im Folgejahr offiziell eingeführt wurde, die Bildung des "Fachverbandes des Bestattungsgewerbes, Landesfachverband Nordrhein-Westfalen, genehmigt. 

1947-1999

Menschenwürdige Bestattungen waren nach Kriegsende nur schwer zu realisieren. Es gab kein Holz für den Sargbau, keine Transportmöglichkeiten, selbst ein Telefon, das vieles einfacher gemacht hitte, z.B. für Sondergenehmigungen der Militärbehörden zur Heimholung der Kriegstoten, war Mangelware.

Im Verband waren diese Schwierigkeiten leichter zu bewältigen.

Am 18. Juni 1947 erteilte das Wirtschaftsministerium die Genehmigung zur Neugründung des "Landesfachverbandes Bestattungsgewerbe NRW", unseres heutigen Bestatterverbandes.

Erstes Mitglied war Theo Remmertz, der auch der erste Vorsitzende des neuen Landesverbandes wurde. der ersten Geschäftsstelle, die sich im Haus des Vorsitzenden, Altestadt 12 in Düsseldorf befand, liefen die Fäden der Verbandsarbeit zusammen.

Randnotiz: Von den genau 200 Gründungsmitgliedsunternehmen im Juni 1947 sind heute (2022) noch 195 Unternehmen am Markt tätig, 176 davon unverändert im Familienbesitz :)  

Im Jahr 1948 wurde unser Bundesverband gegründet, mit dem wir bis zum Jahr 1989 eine innige Bürogemeinschaft pflegen sollten. 

Im Jahr 1949 gründete sich unser Schwesterverband in Rheinland-Pfalz, der seitdem ebenfalls in Bürogemeinschaft mit uns wirkt und arbeitet. 

Kaum zwei Jahre nach der Gründung konnte Theo Remmertz 1949 zu der ersten Bestatterfachmesse eine große Schar von Kollegen begrüßen. Der Verband präsentierte sich mit einem Fachzeichen und die Hersteller von Trauerartikeln mit einem breitgeflicherten Angebot.

Erfahrungsaustausch und die Verständigung über die Ziele waren auf dem ersten Landesverbandstag herausragende Themen.

Die Fünfziger waren die Zeit des Autbaus und der ersten Ehrungen. So erhielt der Vorsitzende Theo Remmertz 1956 das Bundesverdienstkreuz, dessen Verleihung er damals auch in der Geschäftsstelle feierte. Gemeinsam mit dem Geschäftsführer, Dr. Ernst Fichtler und seinen Mitarbeiterinnen erarbeitete der Verband Grundlagen für eine Berufsordnung, beschloß, das Fachzeichen als Gütesiegel einzusetzen und brachte eine monatlich erscheinende Fachzeitschrift heraus.

In den Jahren des Wirtschaftswunders nahm auch die Motorisierung der Bestattungsunternehmen rapide zu. Überführungen konnten nun problemlos und rasch durchgeführt werden.

Mit der Novelle der Handwerksordnung im Jahr 1963 wird der Bestatterberuf auch offiziell als eigenständiger Beruf anerkannt. Zunächst erfolgte die Aufnahme des Bestatterhandwerks in die Anlage B2 der Handwerksordnung ("Handwerksähnliche Betriebe"). 

Seit 1965 arbeitet der Verband in der neuen Geschäftsstelle Graf-Recke-Straße 71. 

Die Verbesserung der Dienstleistung und der Ausbildung, das waren die herausragenden Ziele der Sechziger und Siebziger.

Ein Schritt in diese Richtung war die Ausbildung zum "Fachgeprüften Bestatter", ein Diplom, das auch Hinterbliebenen eine Orientierungshilfe geben soll bei der Suche nach einem verantwortungsbewußten Bestatter.

Für den Bestatter vor Ort wurden alle Arten von Materialien für die berufliche Praxis erstellt. Die Broschüre "Ratgeber in Trauerfällen" ist eine der vielen Serviecleistungen des Verbandes. Der Bundesvorsitzende Heinz Schormann (1963-1975), Bielefeld, verfasste sie 1963.

Zum Jahr 1970 trat die DIN 7518-Bestattungskraftwagen in Kraft.

Die 1970er und 1980er Jahre waren geprägt von der Konsolidierung und Professionalisierung unseres Berufsstandes. 

Im Jahr 1982 hat unser Fachverlag das erste Fachbuch veröffentlicht. 

Im Jahr 1988 wurde das Kuratorium Deutsche Bestattungskultur gegründet. 

Wie eine Gesellschaft mit Sterben, Tod und Trauer umgeht, spiegelt ihr Menschenbild und ihr Selbstverständnis. Der Beginn menschlicher Kultur ist dort zu finden, wo Menschen vor Urzeiten begonnen haben, ihre verstorbenen Angehörigen zu bestatten und zu betrauern.

Abschieds-, Trauer- und Bestattungsrituale sind bis heute integraler Bestandteil unseres kulturellen und gesellschaftlichen Zusammenlebens. In den letzten Jahren und Jahrzehnten nimmt jedoch eine bedenkliche Entsorgungsmentalität im Umgang mit unseren Verstorbenen zu. Gleichzeitig erleben wir verstärkt eine Tabuisierung öffentlich gelebter und die Beschränkung privater Trauer. Diesen Entwicklungen gegenüber versteht sich das Kuratorium Deutsche Bestattungskultur e. V. als Förderin, Hüterin und Begleiterin einer würdigen und dabei zeitgemäßen Bestattungskultur.

Ab 1989: Die Deutsche Wiedervereinigung hat auch die Neugründung und Weiderbelebung der Schwesterverbände in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thürigen ermöglicht. Wir haben den Kolleginnen und Kollegen bei der Gründung tatkräfig Hilfe geleistet und freuen uns, deren stetiges Wachstum zu sehen. 

Ab 1996: Deutsche Bestattungsvorsorge Treuhand AG

In den Achtziger und Neunziger Jahren trat der Gedanke der privaten Bestattungsvorsorge erstmalig in unser Bewusstsein.

Aus unserem Schwesterverband Rheinland-Pfalz, entstand die Idee, dass unser Handwerk eine eigene Einrichtung für Bestattungsvorsorge gründen sollte. Diese Idee wurde zunächst belächelt und als „nicht umsetzbar“ abgetan.  

Die Idee und die Vision dahinter haben aber einen starken Fürsprecher in unserem Landesverband gefunden, der diese Vision mit Leidenschaft auf Bundesebene verfolgt und schließlich auch zur Umsetzung gebracht hat.

Stellvertretend für das Engagement von vielen ist eine Person aus NRW hervorheben, die dieses Vorhaben mit dem Gewicht seines Ehrenamts besonders unterstützt hat: Den damaligen Präsidenten des Bundes- und des Weltverbandes, Wolfgang Zocher aus Wuppertal. Vielen Dank dafür.

Und es war auch eine vorausschauende Arbeit, denn das gesetzliche Sterbegeld wurde nur wenige Jahre später komplett gestrichen.

 

Wer war Theo Remmertz?

Leben, Wirken und Verdienste eines außergewöhnlichen Bestatters

Theo Remmertz ist der geistige Vater und Gründungsmitglied des Bestatterverbandes Nordrhein-Westfalen. Aber auch auf Bundesebene hat er zahlreiche Verdienste erworben. 

Am 23. März 1948 wurde in Düsseldorf der Bundesverband Deutscher Bestatter gegründet, damals noch „Fachverband des Bestattungsgewerbes für die vereinigten Westzonen“.  Theo Remmertz war nicht nur einer der Gründerväter, sondern von 1948 bis 1963 auch Präsident des Bundesverbandes. 

Am 1. August 1965 starb der Düsseldorfer Bestatter. Sein Grab befindet sich auf dem Düsseldorfer Nordfriedhof. Es wird bis heute durch unseren Bundesverband gepflegt.

Zu seinen Ehren und zu seinem Gedenken trägt die höchste Auszeichnung unseres Bundesverbandes seinen Namen. 

Artikel zu Theo Remmertz in der Bestattungskultur

1997: Der Verband wird 50!

Zum 50-jährigen Bestehen unseres Verbandes wurde seinerzeit eine Festschrift herausgegeben, die sicherlich nicht mehr bei Ihnen allen präsent und zudem gerade unseren jüngeren Mitglieder bisher unbekannt ist.

Deshalb finden Sie hier die Download-Variante als PDF.

Die 2000er Jahre

Handwerksordnung, Ausbildung, Meister, Innungsgründung

2003: Erstes Bestattungsgesetz für das Land NRW

Im Jahr 2003 hat das Land NRW als eines der letzten Bundesländer erstmalig ein "echtes", landesweit gültiges Bestattungsgesetz bekommen. Bis zu diesem Zeitpunkt war das Bestattungs- und Friedhofswesen in Nordrhein-Westfalen nicht landeseinheitlich und in verschiedensten Gesetzen und Vorschriften geregelt, so etwa im Preußischen Allgemeinen Landrecht aus dem Jahr 1794, im "Kaiserliche Decret über die Begräbniße vom 23. Prairial Jahr XII", das noch aus naopleonischer Zeit und dem Jahr 1804 stammte, im Feuerbestattungsgesetz aus dem Jahr 1934 und der zugehörigen Verordnung aus dem Jahr 1938, die nach Kriegsende als Landesrecht fortgalten, im Ordnungsbehördengesetz von 1981 und zuletzt in der "Ordnungsbehördlichen Verordnung über das Leichenwesen" aus dem Jahr 2000. 

im in der  das die vorherige Flut der Verordnungen und Verfügungen ersetzt hat und die Grundlage für eine zukunftsweisende Bestattungskultur in NRW geklegt hat.

Unser Landesverband war in allen Phasen der Gesetzgebung gemeinsam mit unserem Bundesverband und den weiteren auf dem Friedhof tätigen Handwerken in allen Phasen kritischer Ansprechpartner für Ministerien und Fraktionen. 

Im Jahr 2004 ist das gesetzliche Sterbegeld gestrichen worden, die Bürgerinnen und Bürger müssen seitdem eigenverantwortliche Vorsorge treffen.

Das Feld Bestattungsvorsorge nimmt seitdem in unserem Handwerk mit stark wachsender Tendenz zu. Vorsorgende vertrauen auf die Qualität der Arbeitsdurchführung ihres Bestatters bei einer Vorsorge. 

 

2004: Gründung der Bestatterinnung NRW

Durch die Novelle der Handwerksordnung in Jahr 2004 wurde es auch unserem Handwerk ermöglicht, eigene Innungen zu gründen.

Die Möglichkeit der Innungsgründung hat unser Landesverband natürlich sofort umgesetzt.

Und auch das mit großem Erfolg: Die Bestatterinnung NRW ist mit derzeit fast 1.000 Mitgliedern eine der größten Innungen bundesweit.

Als Impulsgeber und treibende Kraft zur Gründung unserer Innung hat sich der erste Obermeister unserer Bestatterinnung NRW, der Kollege Wilfried Odenthal aus Neuss. Ganz herzlichen Dank dafür!

 

Die Aufgabe der Bestatterinnung Nordrhein-Westfalen ist, die gemeinsamen gewerblichen Interessen ihrer Mitglieder zu fördern. Insbesondere hat sie

  • den Gemeingeist und die Berufsehre zu pflegen;
  • ein gutes Verhältnis zwischen Selbständigen, Gesellen (Arbeitnehmern) und Lehrlingen (Auszubildenden) anzustreben;
  • entsprechend den Vorschriften der Handwerkskammer die Lehrlingsausbildung zu regeln und zu überwachen sowie für die berufliche Ausbildung der Lehrlinge (Auszubildenden), insbesondere durch überbetriebliche Unterweisungseinrichtungen, zu sorgen und ihre charakterliche Entwicklung zu fördern.

Die Bestatterinnung Nordrhein-Westfalen hat es sich zur Aufgabe gemacht, das handwerkliche Können der Selbständigen, Gesellen (Arbeitnehmer) zu fördern. Über den Bundesverband Deutscher Bestatter e.V. sind hierzu Fort- und Weiterbildungsstätten geschaffen worden, die den Innungsmitgliedern in besonderer Weise zur Verfügung stehen.

 

Eigener Ausbildungsberuf - Bestattungsfachkraft

Mit der Ausbildungsordnung zur Bestattungsfachkraft ist im Bestattungsgewerbe im Jahr 2003 eine neue Zeitrechnung angebrochen, als die ersten Ausbildungsverhältnisse, damals noch zur Erprobung, begonnen wurden. Mit der nach erfolgreicher Erprobungsphase zum 1.8.2007 endgültig in Kraft getretenen "Verordnung über die Berufsausbildung zur Bestattungsfachkraft" haben die Bestattungsunternehmen in Deutschland erstmals eine eigenständige, qualitativ hochwertige, moderne und den gesamten Tätigkeitsbereich des Bestatters umfassende Ausbildungsordnung erhalten.

Diese Verordnung steht am Ende einer Entwicklung, die durch das Bestreben gekennzeichnet war, den Berufsnachwuchs gezielt zu fördern und ,Qualität‘ als oberste Maxime in der Aus- und Fortbildung des Bestattungsgewerbes zu definieren. Schlaglichtartig seien hier nur die Fortbildungsregelungen genannt, die in den letzten Jahren initiiert und etabliert wurden: „Geprüfte/r Bestatter/in“, „Bestattermeister/in“, „Geprüfte/r Thanatopraktiker/in“.

Mit der Bestattungsfachkraft ist die ,Lücke‘ in der Ausbildungsphase geschlossen, so dass das Bestattungsgewerbe zu Recht und durchaus selbstbewusst darauf hinweisen kann, dass es eine passgenaue und aufeinander aufbauende Aus- und Fortbildungsstruktur geschaffen hat, wie wir sie nur in quantitativ starken Handwerken und wenigen Industrieberufen vorfinden.

Die 2010er Jahre

Modernisierung, Marketing, Vollhandwerk

Im Jahr 2014 wurde das Bestattungsgesetz in NRW umfassend reformiert. Der Bestatterverband Nordrhein-Westfalen hat sich für eine Modernisierung stark gemacht und dem gesellschaftliche Trend der zunehmenden Feuerbestattungen Rechnung getragen. 

Die Friedhofs- und Bestattungskultur in Deutschland und in NRW unterliegt einem rasanten Wandel. Alle Institutionen und Gewerke, die mit dem „Ort“ Friedhof zu tun haben, bemerken diese Veränderungen in der täglichen Arbeit.

Es stellte sich daher die provokante Frage „Ist der Friedhof ein Auslaufmodell?“ Wir meinten und meinen NEIN!!!

Der Bestatterverband NRW e.V. hat daher einen Runden Tisch ins Leben gerufen, der gewerbeübergreifend, ökumenisch und mit Beteiligung von Politik und Verwaltung über den Friedhof als Ort der Begegnung und als Heimat für unsere Verstorbenen austauscht und so versucht, gemeinsam den Friedhof der Zukunft zu gestalten bzw. zu entwickeln.

2019: Wir sind Vollhandwerk!

Ein weiteres wichtiges Thema war und bleibt die Qualitätssicherung und Berufszugangsregelung für unser Handwerk. Gemeinsam mit allen wesentlichen Akteuren der Branche haben wir uns für die Einführung einer Meisterpflicht für Bestatter eingesetzt. Hierzu gab es zahlreiche Gespräche mit dem zuständigen Bundeswirtschaftsministerium, mit den politischen Parteien, den Bundestagsabgeordneten, mit Ministerinnen und Ministern des Bundes und den Spitzenverbänden des Handwerks. 

Im Ergebnis haben wir einen wichtigen Teilerfolg erzielen können und werden in der Handwerksordnung zukünftig als Vollhandwerk (B1) etabliert sein. Ferner werden wir zukünftig die Möglichkeit haben, im Rahmen einer extra im Gesetz neu vorgesehenen Evaluierungsklausel unsere Argumente zu schärfen und dann in Zukunft der Meisterpflicht zu unterliegen. Hierfür werden wir uns weiterhin verstärkt einsetzen. An dieser Stelle möchten wir den Vorständen aller Landesinnungen und Landesverbände, unserem Bundesverband und einzelnen Mitgliedsunternehmen für die unermüdliche Unterstützung vor Ort in dieser wichtigen Angelegenheit herzlich danken. Ohne Sie hätten viele wichtige Gespräche mit den Verantwortlichen in der Politik so nicht stattfinden können.

2020 bis heute:

Pandemien, Unwetter und Krieg

Die 2020er Jahre begannen mit einer nie dagewesenen Herausforderung. 

Seit 2020: Corona-Pandemie und die Folgen

Am 31. Dezember 2019 wurde der Ausbruch einer neuen Lungenentzündung mit noch unbekannter Ursache in Wuhan in China bestätigt.  Im Januar 2020 entwickelte sich die Krankheit zur Epidemie in China, am 11. Februar 2020 schlug die Weltgesundheitsorganisation (WHO) den Namen COVID-19 für die Infektionskrankheit vor,  und am 11. März 2020 erklärte die WHO die bisherige Epidemie offiziell zu einer weltweiten Pandemie. Verursacht wird die Erkrankung durch eine Infektion mit dem bis dahin unbekannten Coronavirus SARS-CoV-2. In zahlreichen Ländern der Welt gibt es im Verlauf der Pandemie massive Einschnitte in das Alltagsleben. 

Der erste Newsletter an die Mitglieder mit einer Warnung vor der bevorstehenden Pandemie wurde bereits am 27.02.2020 versandt. 

Die Corona-Pandemie ist kurz darauf auch in unserem Bundesland mit immer noch kaum abzusehenden Folgen eingeschlagen. Einer der ersten "Hot Spots" bundesweit entstand auf einer Karnevalsveranstaltung im Kreis Heinsberg und verbreitete sich von dort aus über das Karnevalswochenende im ganzen Land.

Jedes unserer Mitgliedsunternehmen musste mit dieser neuen und unerwarteten Herausforderung umgehen lernen. Nicht nur im Beruf, sondern auch als Elternteil, Kind, Partner und in der (ohnehin zu knappen) Zeit fürs Private. Früher immer verfügbare "Cent-" Artikel wie Atemmasken, Desinfektionsmittel und Handschuhe, die für ein sicheres Arbeiten absolut notwendig sind, waren über Nacht nicht mehr verfügbar.

Es gab keine Erfahrungswerte oder Empfehlungen zum Umgang mit dem Virus und Zum Schutz der Mitarbeitenden in unserem Handwerk. 

Die meisten Friedhöfe haben sofort nach Ausbruch des Virus in Deutschland ihre Trauerhallen geschlossen, auch Gottesdienste wurden nicht mehr abgehalten, Schulen und KiTas wurden geschlossen. 

Unser Landesverband hat unsere Mitglieder mit über 150 Newslettern teilweise mehrmals pro Woche über die aktuellen Entwicklungen und die aktuelle Rechtslage informiert. Bei der Landesregierung NRW haben wir darauf gedrungen, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unseres Handwerks ihre Kinder in die Notbetreuung geben konnten und die Auflagen für Trauergäste möglichst gering gehalten wurden.

Die Mitglieder des Landesvorstandes haben frühzeitig eine Handlungsempfehlung für den Mitarbeiterschutz und die Arbeitsorganisation erstellt, die auch in den übrigen Bundesländern gerne angenommen wurde. 

Unsere Ehrenamtsträger vor Ort haben in zahllosen Einzelgesprächen Lösungen für unser Handwerk mit ihren Verwaltungen gesucht und gefunden, für diesen Einsatz danken wir Ihnen allen recht herzlich! 

Gemeinsam mit dem Städte- und Gemeindebund Nordrhein-Westfalen haben wir Empfehlungen für die Friedhofsträger zum Umgang mit Bestattungen aufgestellt, die über weite Strecken der Pandemie die einzigen Richtlinien für das Friedhofs- und Bestattungswesen waren. Die Städte und auch die Kirchen in NRW haben dies dankbar aufgenommen. 

Als Erfolg können wir verbuchen, dass auch trotz Lockdowns und "Notbremsen" jederzeit Bestattungen in Nordrhein-Westfalen möglich waren und sind. Unsere Mitglieder konnten so auch in dieser Krise allen Angehörigen einen würdevollen Abschied ermöglichen. 

Auf Bundesbene konnten wir einige Erfolge bei der Anerkennung unsers Handwerks als "systemrelevant" erzielen. 

 

2020: Umzug der Geschäftsstelle in die Cecilienallee

Im Dezember 2020 hat sich der Kreis der Zusammenarbeit zwischen unserem Landesverband und dem Bundesverband wieder geschlossen. Zur besseren Vernetzung und Zusammenarbeit der Organisationen haben wir unsere neuen Räumlichkeiten in der Cecilienallee 5 bezogen, wo wir seitdem noch enger mit dem Bundesverband, der Stiftung und der Treuhand zusammenarbeiten können.

 

2021: Enquete-Kommission „Zukunft von Handwerk und Mittelstand“ NRW

Von 2015 bis 2017 hat sich der Landtag Nordrhein-Westfalen im Rahmen einer Enquetekommission mit der Zukunft von Handwerk und Mittelstand beschäftigt. Der Bestatterverband NRW war in allen Phasen an der Entstehung beteiligt und hat zahlreiche Anregungen in den Abschlussbericht eingebracht. 

Der Abschlussbericht erschien am 18. November 2021. Der gemeinsame Bericht von Landesregierung und Handwerksorganisationen zieht ausführlich Bilanz und stellt sich den Perspektiven für eine Handwerkspolitik der Zukunft.

Der Abschlussbericht mit insgesamt 171 Empfehlungen wurde einstimmig verabschiedet. Die Landesregierung hat die Handlungsempfehlungen aufgegriffen und zur Grundlage ihrer Handwerkspolitik gemacht. Von den 171 Empfehlungen der Enquetekommission „Zukunft von Handwerk und Mittelstand in NRW“, sind 90 Prozent ganz oder teilweise umgesetzt worden.

Für die Begleitung der Umsetzung der Handlungsempfehlungen haben die Handwerksorganisationen und die Landesregierung ein regelmäßiges „Spitzengespräch Handwerk NRW“ verabredet, das gemeinsam gegenüber der Öffentlichkeit und dem Parlament berichtet. Gemeinsam verantworten sie die Berichte zum Stand der Umsetzung der Handlungsempfehlungen der Enquetekommission. Der erste Sachstandsbericht wurde im März 2018 vorgelegt (Landtags-Drucksache 17/745), der zweite Bericht folgte im März 2019 (Landtags-Drucksache 17/1950), der dritte im März 2020 (Landtags-Drucksache 17/3237).

 

2021: Hochwasserkatastrophe in NRW und RLP

Am 14. Juli 2021 verwandelte Tief „Bernd“ mehrere Regionen in NRW und Rheinland-Pfalz in Katastrophengebiete. Unwetter wurde zu Starkregen, wurde zur Katastrophe. 181 Menschen starben, Unzählige verloren ihr Hab und Gut, ihre Existenz. Kann man sich auf solche Katastrophen vorbereiten oder liegt es nicht gerade in der Natur einer Katastrophe, dass sie hereinbricht – meist ohne große Vorwarnung.

Nach einer ersten persönlichen Schadensaufnahme der Landesverbände Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz durch Geschäftsführer Christian Jäger vermeldeten Mitgliedsunternehmen in Wuppertal, Hagen, Erftstadt, Euskirchen, Swisttal und im Rheinisch-Bergischen Kreis mittlere bis starke Schäden, schwer getroffen hat es Kollegen in Bad Neuenahr/Ahrweiler, Wittlich und Prüm/Bitburg. Durch unzählige Telefonate, Newsletter mit einer Liste von Ansprechpartnern vor Ort wurde umgehend Vermittlung und Unterstützung angeboten.

Glücklicherweise gab es unter unseren Mitgliedern keine Todesopfer zu beklagen, nichtsdestotrotz sind Bestatter natürlich dennoch mitten im Trauma gewesen und ebenfalls Opfer der Zerstörung geworden.

Die Kollegenhilfe hat aber auch in dieser Katastrophe vorbildlich funktioniert, die meisten der betroffenen Kolleginnen und Kollegen konnten dank des Einsatzes der Bestattergemeinschaft bereits nach kürzester Zeit wieder Bestattungen im Sinne der Angehörigen durchführen.

In absolut vorbildlicher Weise haben sich die Kollegen in den betroffenen Regionen gegenseitig unterstützt, mit Gerät und Fahrzeugen ausgeholfen, Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt, mental unterstützt. Von vielen Kollegen bekamen wir berührende Geschichten von spontanen Unterstützungen und selbstlosen Einsätzen zu hören.

eispielsweise Kollege Knieps aus Ahrweiler hat ausdrücklich darum gebeten, seinen innigen Dank an die Kollegenschaft, die Helfer und den Verband öffentlich auszudrücken und damit sagt er stellvertretend für viele Betroffene: „Danke!“, auch an all die namenlosen Helfer.


2022: Ukraine-Krieg und Rohstoffknappheit

Der russiche Angriffskrieg in der Ukraine hat auch für unser Handwerk direkte Auswirkungen: Lieferketten wurden fast über Nacht unterbrochen, Särge wurden knapp, und auch die Gas- und Strompreise haben für empfindliche Einbußen bei unseren Mitgliedern gesorgt. Im Winter 2022/2023 stehen sogar längerfristige Stromausfälle zu befürchten, die das öffentiche Leben zum Stillstand kommen lassen könnten. 

Zusammen mit engagierten Kolleginnen und Kollegen vor Ort und bundesweit haben wir deshalb gemeinsam mit unserem Bundesverband Hilfen und Handlungsempfehlungen entwickelt, wie unsere Mitglieder auch mit dieser Herausforderung umgehen können. 

Eindrücke aus 75 Jahren Bestatterverband NRW

Vergangenheit und Zukunft

Unser Wappen: Thanatos, der Gott des (sanften) Todes

Thanatos (griechisch Θάνατος Thánatos, deutsch ‚Tod‘) ist ein Totengott oder ein Daimon in der griechischen Mythologie. Thanatos ist der Gott des sanften Todes und ist darum häufig zusammen mit seinem Bruder Hypnos, dem Gott des Schlafes, abgebildet. Seine Schwester ist Ker, die Göttin des gewaltsamen Todes.